Deutschlands Rolle in der Einführung von SEPA Instant Payments: Schnell oder langsam?

19 December 2017

 

The neusten Zahlen des European Payments Council (EPC) zeigen, dass sich derzeit mehr als 400 deutsche Payment-Service-Provider (PSPs) auf die Einführung der neuen SCT Inst-kompatiblen Instant-Payments-Plattform RT1 von EBA Clearing vorbereiten.

Auf den ersten Blick würde das deutsche Banken von einem Moment auf den anderen zur größten Bankengemeinschaft machen, die ihren Kunden einen innereuropäischen Instant-Payment-Service zur Verfügung stellt. Wenn man jedoch diese neuen RT1-Mitglieder genauer betrachtet, zeichnet sich ein interessantes Bild ab. Es zeigt sich bei den frühzeitigen Anwendern des freiwilligen Bezahlverfahrens SCT Inst – Single Euro Payments Area (SEPA) Instant Credit Transfer – eine Spaltung zwischen größeren und kleineren Banken.

Eine genauere Betrachtung der neuen Mitglieder

Die meisten RT1-Mitglieder aus Deutschland sind kleine Banken mit modernen IT-Systemen oder einer Software-as-Service (SaaS) Banking-Plattform, die von einem Drittanbieter betrieben wird. Im Gegensatz zu den großen Banken haben sie fast keine Altlasten. Die Umstellung auf die Always-on- und Echtzeitprinzipien von Instant Payments (IP) ist somit einfacher.

Für den Übergang auf IP haben größere Banken einige Herausforderungen zu stemmen, inklusive der Erneuerung ihrer Infrastruktur für den Zahlungsverkehr. Traditionelle Payment-Hubs wurden nicht für Instant Payments konzipiert und ein nachträgliches Anpassen auf IP zwingt Banken nur in eine Spirale endloser Änderungen. Sie können mehr dazu in einem meiner weiteren Blog-Beiträge erfahren. Zusätzlich hat IP drastischen Auswirkungen auf die Vorgänge im Liquiditätsmanagement einer Bank, die Anpassungen und Integrationsaufgaben nach sich ziehen und bei größeren Banken länger dauern können. Ein kürzlich erschienener Beitrag von InstaPay zur Lage in Deutschland zitiert eine Umfrage des Magazins „Der Treasurer“, aus der hervorgeht, dass deutsche PSPs wie die Deutsche Bank eine langsamere Einführung planen, um zunächst diese Aufgaben adressieren zu können.

Die Auswirkungen von TIPS

Ein weiterer interessanter Aspekt bei der Einführung von Instant Payments ist der angekündigte Start eines zusätzlichen innereuropäischen Bezahlverfahrens: das TARGET Instant Payments Settlement (TIPS) der Europäischen Zentralbank (EZB), das im November 2018 in Betrieb gehen soll. TIPS sollte eigentlich auf der bereits vorhandenen RT1-Plattform aufbauen, die auf den SCT Inst-Verfahrensregeln beruht, um so eine Harmonisierung der beiden Verfahren zu gewährleisten. Es scheint jedoch, als gäbe es Diskrepanzen zwischen den Verfahrensregeln – beispielsweise unterschiedliche Liquiditätsanforderungen, offene Fragen zur Kompatibilität und der doppelten Preisauszeichnung. Das hat viele Banken dazu verleitet einfach nur auf die Bestätigung zu warten, dass die finale TIPS-Spezifikation mit RT1 im Einklang ist, bevor ihre eigenen IP-Projekte gestartet werden.

Deutsche Banken wickeln ca. 30% aller Euro-Zahlungen ab und werden einen großen Anteil daran haben, ob SCT Inst ein Erfolg wird. Banken, die die Herausforderung annehmen wollen und die Initiative unterstützen, müssen sich über die Kosten der Einführung und die benötigte Zeit bis zur Markteinführung Gedanken machen. Es gilt einen kompletten Austausch der vorhandenen Infrastruktur zu vermeiden. Stattdessen sollten Banken einen Framework-Ansatz verfolgen, der parallel neben den existierenden Zahlungssystemen laufen kann. Ein solches Instant-Payments-Framework hätte nur minimale Auswirkungen auf die bestehenden Batch-Prozesse und könnte gleichzeitig die Anforderungen von IP mit einem dedizierten System erfüllen. Das Framework wäre in der Lage sowohl RT1 als auch TIPS zu unterstützen und es den Banken selbst zu überlassen, welchen Clearing- und Settlement-Mechanismus (CMS) sie unterstützen wollen.

Falls größere deutsche Banken nicht nur das Tempo der Wettbewerber mitgehen, sondern das Rennen um Instant Payments anführen wollen, ist es von entscheidender Bedeutung baldmöglichst über Ansätze nachzudenken, die schnell umzusetzen sind, wenig kosten und niedriges Risiko beinhalten.

Aniruddha Maheshwari ist ein Payments Consultant bei Icon Solutions und Senior Business Analyst mit über einem Jahrzehnt Erfahrung im Pre-Sales-Bereich und globalen Trends rund um Payments & Cash-Management. Er hat an bedeutenden Zahlungsverkehr-Initiativen wie UK Faster Payments Service (FPS), SEPA Credit Transfers (SCTs), SEPA Instant Payments (SCT Inst) und dem ungarischen Instant Payments mitgearbeitet. Er hat Banken und Vertreter der Industrie zur Einführung von TARGET2, SWIFT und Sanctions Screening beraten, inklusive Top-Tier-Banken in Europa und Großbritannien.
Aniruddha beschäftigt sich speziell mit der Gestaltung von Systemen zur Zahlungsabwicklung moderner Bezahlverfahren mit neusten Technologien und Kontextinformationen. Seine Expertise umfasst die Produkte Global PAYPlus (GPP), ECHOS (FIS), Ambit Messaging Hub (AMH) und MINT.

Kate Nelson

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